Wilfried Tertin

Wilfried Tertin

Erstellt von Wolfgang E. Schmidt
Angelegt am 26.10.2019
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Gedenkkerze

Tom Jeckel

Entzündet am 26.04.2024 um 01:45 Uhr

-->   zu Köln Fährboot 1981 ..
Ich tippe mal schmunzelnd auf 'Selbstwusstsein'. 
Diese Aktion war recht kurzfristig angesetzt, Tertin hatte wohl nur  wenige Tage,  umzusetzen. 
Er hatte mich gefragt, ob ich beim Aufbau helfen könne und vor allem ganz kurzfristig Material nach Köln fahren. Ich konnte da am gleichen Tage nicht helfen, da mit laufender Arbeit verhindert.
Tags drauf traf ich ihn  vorm 'Fischhaus', dem Fischgeschäft Antoniusstr/Mefferdatis. Die Ecke war damals quasi künstlerischer Szenetreff, da sich im Keller etliche Proberäume diverser Musiker befanden, die auch intensiv mit Jamsessions belebt waren. Man ging dort ein und aus.
 Tertin sagte grinsend, er brauche meinen Wagen nicht mehr, denn er haette soeben den ihm bislang nicht bekannten Fischhändler erfolgreich um den Firmen-Transporter gebeten. Also emotionales Wichtig, Jetzt, Letzte Rettung, Schau mir in die Augen Dings. Der eigentlich eher als Muffel bekannte Händler hat nach ihm nach knapp einer Minute Tertinmonolog den Autoschlüssel zugeworfen, lediglich mit einem kurzen 'und morgen früh isser wieder da'.  Ich war da schon recht sprachlos, wohl grinsend. 
LoL, noch eine zweite Episode zu dynamischem Handeln, die mir Tertin wohl am darauffolgenden Tag erzaehlte. In Köln am Weiher haette er festgestellt, das sein im Bau befindliches Floss mehr unterging als schwamm. Also, er brauche Schwimmkörper. Schaute ins Telefonbuch und fand vor Köln, irgendwo Richtung Eifel, eine Fabrik für Ölfässer. Also sofort dahin, mit dem Fischtransporter, wieder eine spontane Gesprächsperformance mit der Geschäftsleitung. "Das musst du dir mal vorstellen, da waren diese grossen Hallen, in der einen gingen so Stahlbleche in eine Maschine und in der nächsten Halle kamen fertige Ölfässer auf einem Fliessband raus. Leider in falscher Farbe. Also, plötzlich stoppt die Maschinerie, keine Fässer mehr, nur Stille. Nach einiger Zeit fährt das Band wieder an und es kommt ein Fass in leuchtenden Gelb herausgerolllt. Also, nur ein Fass. Wieder stoppt alles. Wir warten. Und es kommt ein rotes Fass. Danach ein  blaues. usw."
 Die Aktion verdeutlich in diesem Kontext dass Kunst nicht nur das geschaffene Kunstwerk ist und auch nicht nur das Schaffen des Kunstobjektes an sich, sondern vor allem ein  gesellschaftlicher  Kommunikationszusammenhang im gesamten Umfeld der Aktion, der Akteure. Die Erzählung des Periphären wird ein erweiternder Teil der künstlerischen Produktion.
 Da hat Tertin dann docxh sehr seinen Spass dran gehabt. Auch ohne Vehrboot ,-
 Wilfried, wir sehen uns dann später.

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Hochgeladene Bilder aus dem Kerzenbereich (1)

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Köln Fährboot 1981 (27)

Von der Stadt Köln waren diverse Künstler eingeladen im öffentlichen Raum einer Parkanlage ihre Kunstobjekte oder eine Performance zu präsentieren. Es könnte am Kahnweiher oder auch am Adenauer Weiher gewesen sein, einfach zu lange her. Die umherstreifenden Ordnungshüter begannen wegen der großen schwimmenden Konstruktion Stress zu machen und wollten die Aktion verbieten. Wir gingen kurzentschlossen zu einer Telefonzelle und Wilfried rief einfach Joseph Beuys an, um von ihm Unterstützung und Zuspruch für seine Installation zu bekommen. Zurück am Objekt machte er den Ordnungshütern klar, dass der "große Bruder" Beuys kommen würde, wenn seine künstlerische Aktion unterbunden würde. Sein Auftreten zeigte Wirkung, die Ordnungshüter zogen ab. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob er wirklich mit Beuys gesproch hat oder ob er durch sein Handeln einfach sein Selbstbewußtsein derart aufgeladen hatte, dass die Ordnungshüter an der Ernsthaftigkeit seiner Ankündigung nicht zweifelten.

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Kürten Vernissage 1980 (3)

In Kürten waren vom einem Kunstverein diverse Künstler eingeladen ihre Arbeiten auszustellen.

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Breinig 1980 (16)

Eine Kunstaktion im Garten hinter seinem und Angelikas Wohnhaus in Breinig. Erst einige Monate nach Wilfrieds Tod habe ich Anfang 2020 davon erfahren. Dies war für mich um so schmerzhafter, wie ich in Breinig einige Jahre zuvor auf nostalgischen Spuren unterwegs war und mir eine Person im Dorf gesagt hat, dass Wilfried dem "Hören-Sagen" nach gestorben sein könnte. Ohne Adresse von ihm oder anderen Ansprechpersonen habe ich damals keinen neuen Kontakt mehr zu ihm aufbauen können. Da wir in den Anfang 80ern einen ganz guten Draht zueinander hatten, konnte ich und unserere damalige WG in Breinig ihn bei einigen seiner Aktionen begleiten und unterstützen. Dabei sind einige Bilder angefallen, mit denen ich sein künstlerisches Schaffen nachträglich würdigen und anderen zugänglich machen möchte. Dies besonders auf dem Hintergrund einer 1990 stattgefundenen, unterirdischen Räumungsaktion wegen einer Mietschuld. Wilfried hatte immer sehr viel mit gebrauchten Materialien, Textilien, Stoffen, Dekomaterial usw. gearbeitet, so dass die ausführenden Vertreter und Organe des Landes NRW seine Lagerbestände an Materialien und vor allem auch an seinen Kunstwerken einfach der Entsorgung zugeführt hatten. Ein unvorstellbares Vor- und Vergehen einer tumben Justiz-Verwaltung wegen einer geringen Mietschuld! Ich halte alle an, die noch irgendetwas von seinen Werken haben, dies durch Bilder und Worte zu dokumentieren. Wilfried du hast unsere Welt wirklich in Schönheit farbiger und heller gemacht! Wolfgang E. Schmidt Sofern Du Heiko diese Seite besuchst, bitte ich um Kontaktaufnahme mit mir. Ich hätte gerne vor meinem Aktionismus mit Dir gesprochen.

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